Tainan-Halbmarathon 2022

Darauf hatte ich mich ja auch schon gefreut: der Halbmarathon in Taiwan, eine nationale Veranstaltung.

Start war heute am Sonntag (13.11.) um 6:30. Das bedeutete um 5:00 aus dem Haus. Bei der Abfahrt war es noch angenehm frisch, die kurze Hose und Singlet waren aber schon ok.

Wir mussten mit dem Auto ganz in den Südwesten Tainans, in den Stadtteil Anping. Dort wird weniger gewohnt, sondern mehr Fischzucht betrieben. Vor einigen Jahrhunderten war hier das Meer. Dazu Genaueres in einem anderen Bericht.

Die Stadt Tainan hier abgehoben

Unterwegs sahen wir Pylonenreihen, die eine eher langweilige bis öde Straße aufteilten. Sollte das die Laufstrecke sein? Ja. Wir passierten Verpflegungsstände und mir schwante Böses.

Nach der Kleiderabgabe noch mal die Schuhe neu binden und so langsam ging es in den Startblock. Die 10km-Läufer starteten etwas später. Startblöcke gab es keine und es standen auch schon einige 10er im Feld vor dem Bogen herum. Also suchte ich mir einen Platz in der Mitte. Die angekündigten Pacemaker waren nirgends zu finden.

Der Countdown wurde gezählt und dann ging es auch schon los.

Nach ein paar hundert Metern sah ich goldene Würfel schweben. Das waren „meine“ Pacemaker. Noch hatte ich etwas mehr drive und zuerst einmal setzte ich mich vor sie.

Die Strecke führte nun über eine Brücke und damit weg von dem besiedelten Teil, exakt auf die Straße, auf der wir her gefahren waren…

Erfreulicherweise gab es alle 2,5km Erfrischungsstellen. Es wurde von Anfang an Wasser und verschieden ISO-Getränke gereicht.

Plötzlich ertöne eine Trillerpfeife und ein Rennradfahrer mit Schärpe forderte Platz zu machen für die führenden 10km-Läufer. Auch nicht anders als bei uns -abgesehen von der rotgoldenen Schärpe.

Der Parcours war echt öde. Zum Glück sind drei Abschnitte als Pendelstrecke. Da gibt es vielleicht etwas zu sehen.

Endlich kamen wir wieder in etwas Besiedeltes. Eine kleiner Weiler mit einigen Häusern. Außer den freundlichen Streckenposten nahm keiner von uns Notiz. Von aufmunternden Zuschauern ganz zu schweigen.

Meine Recherchen auf der Internetseite des Veranstalters hatten die Passage an einem Tempel versprochen.

Stattdessen kam an einer Biegung eine Windmühle zum Vorschein.

Und kurz darauf der versprochene Tempel.

Nach weiteren 300m ging es zurück und ein Kilometer später kam ein großer Verpflegungspunkt.

Eine taiwanische Spezialität ist eine Suppe, bei der jeder die Hauptbestandteile nach belieben zugibt. Eines ist Wurst. An dieser Stelle war ich mit Wasser trinken und Kopfschütteln gleichermaßen beschäftigt.

Es war gut mich der Gruppe der Pacemaker anzuschließen, mich etwas bremsen lassen, etwas ziehen lassen. Dann trafen wir noch auf eine Gruppe Rennradfahrer. Das waren die einzigen Externen, die zuschauten und uns anfeuerten. Danke dafür.

Vor KM19 war der letzte Verpflegungsstand. Die Pacemaker blieben dort und schickten die Läufer auf die Reststrecke. Meine Uhr zeigte eine geringere Zielzeit als 2:30 an. Sie waren zu schnell gelaufen.

So kam ich relativ entspannt mit unter 2:25 ins Ziel.

Medaille und Trinkflasche hinter der Ziellinie und für die Urkunde brauchte ich mich nicht groß anstellen.

Jeder Teilnehmer lief mit einem Leihchip. Bei Rückgabe gab es eine einfache Bauchtasche. Jedem Teilnehmer wurde noch ein Beutel mit Beigaben des Hauptsponsors überreicht.

Da wie noch den Vormittag in der Region verbringen wollten, musste ich mich etwas ‚herrichten‘. Wei Siang erfragte die Duschstation. Irgendwo am Rande des Veranstaltungsbereichs waren Zelte aufgestellt. Die Zelte standen auf der Wiese und viel Wasser suchte sich unter der Plane seinen Weg. Es sah mehr nach beginnender Überschwemmung aus, ziemlich abenteuerlich. Half ja nichts, also rein.

Innen standen zwei große rechteckige Wannen. In denen lagen im Wasser Schöpflöffel. Zu meinem Glück kam ein weiterer Läufer und in das unbeleuchtete Zelt. Ich mache einfach alles nach: ausziehen, Schöpflöffel voll Wasser nehmen und -ohne wieder in die Wanne zu spritzen- mich selber zu übergießen. Zu Glück war das Wasser warm und ein einigermaßen entsalzter Martin kam umgezogen wieder aus dem Zelt.
Wohl weißlich hatte ich im Auto noch ein Paar Reserveschuhe.

Nach dem Lauf besuchten wir noch eine alte Festung, einen Markt und den Mangroven-Tunnel. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Hier nochmal die Laufstrecke in unterschiedlicher Darstellung.


Nachtrag: 1

Mittlerweile habe ich auf der Seite des Veranstalters eine Bildergalerie gefunden. Anhand der Startnummern konnte ich so grob 30 Namen mit lateinischen Buchstaben ausmachen.

Keine Ahnung wer früher im Ziel war.


Nachtrag 2:

So, jetzt habe ich auch die Ergebnisliste des Halbmarathons gefunden.
Mit meiner Zeit bin ich in der Altersklasse „Männer A“ neunter von 22 geworden. Das scheint die Seniorenklasse zu sein.

Halbmarathon

109 Frauen und 571 Männer kamen ins Ziel.

Der Sieger ist unter 1h14m gelaufen, die Siegerin hat exakt 1h32m benötigt.
Schlussläufer und Schlussläuferin überquerten die Ziellinie bei 3h29m.
Wie viele über dem Zeitlimit waren, ist nicht bekannt. Ebenso wenig DNF oder DSQ.

Die Ergebnisliste weißt auch die Gruppe 男己組 aus. Übersetzt heißt das „Männliche und weibliche Gruppe“. Die Gruppe listet 9 Mitglieder auf.

10KM-Lauf

Der junge Läufer oben im Bild -nicht der im roten Singlet- war den 10KM-Lauf wohl etwas zu schnell angegangen. Die Wendemarke bei 4,7km passierte er nach 48Min. Die Ziellinie überschritt er nach 2h12m. Ich hoffe er hatte zwischendurch gute Begleitung hatte. Er kam ein paar Minuten nach mir ins Ziel. Ich habe ihn leider nicht gesehen. Ich wünsche ihm weiterhin soviel Freude wie auf dem Foto.

Der Sieger beim 10KM-Lauf benötigte 37m49s,
die Siegerin kam nach 49m09s über die Ziellinie.

522 Frauen und 865 Männer holten sich beim 10KM-Lauf eine Medaille.

Außerdem gab es noch einen 3,5KM-Lauf. An diesem haben sich sehr viele Erwachsene ausgetobt.


Da es eine nationale Veranstaltung war, werden keine Nationalitäten ausgewiesen. Die meisten Menschen mit Namen in lateinischen Buchstaben starteten für die Gruppe „PH Runners“. Wahrscheinlich Doktoranden o.ä. der hiesigen Universitäten.


Nachtrag 3:

Wei Siang hatte anhand der Fotos einige Speisen auf dem letzten großen VP benennen können:
Fischwurst, frittierte Hähnchenstückchen, Fleichbrühe,
kleine Fleischbällchen, Tomatem, frittiertes Schweinefleisch, Tofu mit und ohne „1000jährigem Ei“, Drachenfrucht, Mandarinen, Bananen, getrocknetes Gemüse …

Schon am ersten VP gab es kleine Beutelchen mit herzhaft angemachtem Fleisch und Gemüse.

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10 Kommentare

  1. Bärbel Otto

    Na ,Lieber .. das war ja eine gute Zeit ..nach der langen Zeit .. und dann die Temperaturen … und noch in Bildern alles festgehalten … super … langsam rollen dann die Festivitäten der Hochtzeitszeromonie an .. ich bin bei den Zwillingen im Nebel 5Grad Plus 20 m Sicht lGBärbel

  2. Danke für diesen interessanten bebilderten Bericht, Martin.
    Bei den an den Verpflegungsstellen angebotenen Spezialitäten hätte ich mich möglicherweise allein aus Neugier nicht zurückgehalten… 😉

    Ich wünsche Dir noch weiterhin eine schöne Zeit auf Taiwan!

    • Einige Produkte an den Verpflegungspunkten kenne ich schon. Gerade diese Suppengeschichte und die Drachenfrucht. Es gab auch kleine Kekese die mit Maltrose. Die habe ich zum Schluss mit viel Wasser genommen.

  3. Wie schön, mal wieder einen Laufbericht von dir zu lesen! Und so wie ich Temperatur und Luftfeuchte in Taiwan kenne, könnte es ein 21 km langer Lauf durch eine Sauna gewesen sein. Deshalb ein besonders großes: Respekt! Und vielen Dank für die vielen Fotos, da bekommt man einen lebendigen Eindruck von diesem Laufereignis. Wenn ich mir so die Verpflegungsstände ansehe, die wären nach dem Zieleinlauf deutlich besser positioniert gewesen. So, jetzt lese ich erstmal deime anderen Berichte aus Taiwan in Ruhe durch…

    • Ja, die Bezeichnung ‚Sauna‘ trifft es genau.
      Doch das haben die Organisatoren noch nicht mitbekommen. In dem Duschzelt standen Wannen mit WARMEM Wasser ….

  4. Joachim.Kircher

    Sehr sehr cool!
    Und das rote Hemdchen auf Taiwan…
    Bin etwas geflasht..
    Top

  5. Supi, Martin! Bei diesen Bedingungen eine hervorragende Zeit!

    Klasse Fotos!

    Noch eine schöne Zeit auf Taiwan.

  6. Marita Warner

    Super, Martin.
    Was für eine Leistung bei solch eigenartigen Bedingungen.
    Noch weiterhin viel Entdeckerfreuden.
    Lieben Gruß Marita

  7. Glückwunsch, Martin!
    Dass du bei der Zeit auch noch Fotos gemacht hast- Respekt!

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